Rund um den Hutturm

Bürgerbrief  Nr. 34

September 1986

Inhalt

Sind unsere Walsdorfer Bäche noch gesund?

Übrigens ...

Vorläufig kein Breitbandkabel

Kerbesprüche 1925 und 1934

31 Jahre Lehrer in Walsdorf

Vom Bürgerverein

Herausgeber: Bürgerverein Walsdorf e.V.

 

 

 

 

SIND UNSERE WALSDORFER BÄCHE NOCH GESUND?

Dieser Frage gingen wir im Juni und Juli 86 nach. Wir, das waren 15 Schüler des Pestalozzi-Gymnasiums, die als Thema der Projektwoche "Gewässeruntersuchungen" unter der Leitung von Herrn Wetzel gewählt hatten.
Unser Ziel im Rahmen dieses Themas war, möglichst genau festzustellen, ob und wenn ja, in welchen Mengen unsere Gewässer von Schmutzstoffen belastet sind.
So gibt es als gewässerverunreinigende Stoffe u.a. Sink-, Schweb- und Schwimm- sowie gelöste Stoffe. Durch das Tragen von Krankheitserregern, wegen des Aussendens ionisierender Strahlen oder durch eine zu hohe Konzentration schädigen oder zerstören sie das Gewässer bzw. seine Selbstreinigungskraft. Sollte es in einem unserer Gewässer zu einer so großen Schädigung kommen, daß wir es nicht
mehr zur Trinkwassergewinnung nutzen könnten -- die Folgen wären für die Bevölkerung nicht auszudenken
Deswegen untersuchten wir hauptsächlich das Vorkommen und die Mengen von Phosphat (welches aus Waschmitteln stammen könnte), von Ammoniak (der u.a. aus Fäkalien anfällt) und von Nitrat (u.a. Auswaschungen aus Düngemitteln), da diese Stoffe in zu hoher Konzentration zerstörend auf ein Gewässer wirken und somit von uns als Indikatoren (Anzeiger) für die Gewässergüte angesehen wurden. Außerdem wurde noch der pH-Wert, der Sauerstoffgehalt, Gesamthärte und mögliche andere Verschmutzungen durch Chlor, Sulfate, Nitrate oder Öl gemessen bzw. untersucht.
Eigentlich könnte man jetzt fragen, warum denn so viele verschiedene Messungen gemacht wurden, wenn doch in der Hauptsache drei von ihnen ausgereicht hätten, um eine Angabe über die Güte des Gewässers zu machen. Dazu läßt sich sagen, daß wir dies taten, um möglichst objektiv über die Qualität zu urteilen.
Oftmals haben die Vorkommen der einzelnen Stoffe bzw. die Messungen untereinander einen Zusammenhang. Also wollten wir nicht den Fehler begehen, die Sache nur aus einer Sicht zu sehen. Bitte haben Sie jedoch Verständnis, wenn wir uns im weiteren Verlauf des Berichts auf die Hauptindikatoren beschränken und die anderen als nebensächlich behandeln.
Wie schon gesagt, gelten für uns Phosphat, Ammoniak und Nitrat als Hauptindikatoren, und für die ersten beiden haben wir folgende Graphiken erstellt.

 

 

ÜBRIGENS ...  WER KENNT NOCH MI SU AUSDRICK ... ?

Dammern: Wenn ein Kind im Zorn mit beiden Beinen fest auf die Erde stampft, wurde das dammern genannt. In Grimms Wörterbuch (Bd. 2, Spalte 710) wird als Bedeutung "lärmend auftreten, stampfen" angegeben. Es gehört zu Däm oder Getemere, was Waffenlärm im Kampf und das Klopfen mit dem Hammer auf Metall bedeutet, wofür später dengeln gesagt wurde.

H. L.

 

VORLÄUFIG KEIN BREITBANDKABEL

Für alle diejenigen, die in Walsdorf auf dieses neue moderne Kommunikationsmittel warten, gab es in der letzten Ortsbeiratssitzung eine schlechte Nachricht: mit der Verlegung eines Breitbandkabels ist vorläufig nicht zu rechnen. Der Ortsvorsteher verlas einen Brief des Fernmeldeamtes Gießen, zu dem Walsdorf wegen des Anschlusses an das Camberger Ortsnetz gehört, an den Magistrat der Stadt Idstein.
Danach ist langfristig vorgesehen, Walsdorf an das BK-Verteilnetz Bad Camberg anzuschließen. Da die Post aber die Rentabilität der Netze mittelfristig sicherstellen will, werden z.Zt. nur Gebiete ausgebaut, "in denen, im Rahmen der verfügbaren Ressourcen, ein durchschnittlicher Investitionsbetrag von 700 DM je anschließbarer Wohneinheit nicht überschritten wird. Bezogen auf Walsdorf ergeben sich Gesamtkosten für den Ausbau der Ortslage und die Programmzuführung aus Bad Camberg-Würges in Höhe von ca. 690.000 DM. Im Hinblick auf annähernd 550 Wohneinheiten ergeben sich somit spezifische Kosten in Höhe von 1.250 DM je anschließbarer Wohneinheit, so daß ein Ausbau vorerst leider nicht möglich ist."
Wenn sich allerdings 90% aller Walsdorfer Haushalte anschließen lassen, wäre eine Verkabelung durchführbar. Ein früherer Ausbau wäre für die Post auch möglich, wenn die Kosten durch Sachleistungen oder Zuschüsse Dritter gesenkt würden.

 

KERBESPRÜCHE 1925 UND 1934

Von W. Steindorf wurden 1925 und 1934 Walsdorfer Kerbesprüche in der Idsteiner Zeitung veröffentlicht. 1925, als das Kerbefest am 25./26. Oktober genau auf den 100. Jahrestag der Einweihung der jetzigen Schule fiel, schrieb er in seiner historischen Einleitung folgendes:
'So ist das Kirchweihfest seit Jahrhunderten eingeführt und jede Generation hat es in der für die betreffenden Zeiten eigenen Art und Weise gefeiert. Während früher auch die älteren Einwohner an dem weltlichen Teil des Festes mehr teilnahmen, so ist heute die Feier auf die jüngeren zurückgegangen. Am Samstag vor dem Fest kommt die Kerwegesellschaft - bestehend aus den jungen Burschen des Dorfes - zusammen zur Einleitung des Festtages. Am Sonntag, dem 1. Kirchweihtag, wird in der Kirche der Weihe und der Bedeutung des Festes gedacht. Gegen 3 Uhr nachm. stellt die "Kerwegesellschaft" den Kerwezug zusammen, und nach einem Umzug durch die Dorfstraßen wird am Kerwefesthaus (Gastwirtschaft) der Kerwespruc
h vom Stapel gelassen. Bei Tanz und Gesang wickeln sich dann die beiden Tage ab.
Der der Kerwegesellschaft angeeignete Kerwespruch für die Walsdorfer Kirchweih 1925 lautet:

Quetschememmbach, Engehah',
Dasbach, Dumbach, Worwestah',
Caamersch, Heftrich, Hennethahl,
Schwickershause, Finsterthal,
All die Oertcher klaa unn gruß,
Rufe laut: "Die Kerb iß uß!"

Uß iß die Kerb, was kost' die Welt,
Die Kerb is dem, dem se gefällt,
Drum freut ach uns der heut'ge Tag,
An dem zu End' die Ernteplag.
Die Ernt' iß fertig, 's Heu im Schober,
wir schreibe heuer schunn Oktober.

Der letzte Sunntag ohne Frag',
Iß unser höchster Feiertag.
Die Kirchweih iß des höchste Fest,
Sie wird besucht von Ost und West.
Von weit unn nah, von Ferne her,
Do kumme die Verwandte,
Es freu'n sich schunn lang vorher,
Die Unkels unn die Tante.
Und weil's von altersher so wor,
Drum feiern mer ach dieses Johr,
Des liewe schöne Kerchweihfest,
Und denken all der Leute jetzt,
Die unseren Fleck mit verwalte,
Unn dene will e' Red ich hiermit halte.

1.
Gebt acht unn höret Wort für Wort,
De' erste Mann in unserm Ort,
Des iß de Börjemaaster
Unn Heinrich Lehmann haaßt er.
Er fiehrt sei' Amt schon lange Johrn,
So daß mehr stets zefriede worn,
Unn in de ganze Kerbewoch,
Ruft lauft: De Börjemaaster lewe hoch!
2.
Jetzt ruf' ich kräftig, ihm zum Wohl,
Hoch leb' Gemeinderechner Hohl.
Ja, Karl, du brauchst nit zu beteuern,
Du nimmst uns ab die schöne Steuern.
Doch duste alles treu verwalte,
Drum bleib' du der Gemaa noch lang erhalte!
3.
Unn fier des Wohl von uns're Seele,
Tut uns de richt'ge Mann nit fehle,
Dem Pfarrer sei hier Lob unn Preis,
Er wird verehrt in unserm Kreis.
Gott schenk' im Glück unn langes Lebe,
Er iß de Weinstock, wir die Rebe!
4.
Die Lehrer, die die Kinner lehr'n,
Die losse weiter wir gewähr'n.
Sie lehr'n die Kinner gut unn richtig,
Deß iß die Hauptsach, deß is wichtig,
Deß bleib den Lehrern ihr Panier,
Unn für die Kinner sorge mir!
5.
Der Kerche- unn Gemeinderat,
Der sei bedankt für manche Tat.
Der Förster, Feldschütz unn der Küster,
Erfülle ihr Pflicht, deß wißt ihr.
Der Postagent, Postschaffner Stamm,
De Spritzemaaster unn die Amm',
Die Leut' erfülle ihre Pflicht
Unn das bleib heut' vergesse nicht.
So iß die Ortschaft gut verwaltet,
Weil jeder nach dem Rechten schaltet;
Drum lebe Alle heute hoch,
Deß ganze Oertche vivat hochl"

1934 übernahm Steindorf manches aus seinem alten Text, aber gewandelte Zeiten erforderten Änderungen. Vor seinem Kerbespruch schrieb die Idsteiner Zeitung u.a.:
"Heute im Jahre 1934 hatte die Kerwegesellschaft das Fest in der Hand. Die jungen Bauernburschen stellten den "Kerwebaum" auf und in festlichem Zuge setzte sich die Dorfbevölkerung durch die Straßen und Gassen nach dem Kerwefesthaus in Marsch. Voran die Musik, dann folgten die Reiter auf schmucken schweren Bauernpferden und die fröhlichen Kerwegäste aus nah und fern. Am Kerwehaus angekommen, wurde von dem Jungbauern Gustav Leichtfuß der Spruch des Jahres 1934 laut vernehmlich der Festversammlung bekannt gegeben. Der nassauische Dialektdichter W. Steindorf-Walsdorf (Mainz) hatte dem Kerwespruch folgenden Sinn gegeben:
Quetschememmbach, Engehah, Dasbach, Dummbach, Worwestah,
Caamersch, Erbach newedra, sind gebaut von lauter Staa.
Iwwerwall, do wor schunn Kerb, hier und do, do worn se merb,
Doch in Walsdorf kummt nor hie, och was werd die Kerb su schie'.

Die Ernt is fertig, des Heu im Schober,
Mir schreibe heuer schunn Oktober.
Der letzte Sunntag, ohne Frag'
Is unser hiechster Feiertag.
Die Kirchweih is des hiechste Fest
Sie iß bekaant in Ost und West.
Vunn weit und nah, vunn ferne her,
Do kumme die Verwandte,
Es freute sich schunn lang vorher,
Die Unkels und die Tante ... Vivat!

Unn weils vunn altersher su wor,
Drumm feiern mer aach dieses Johr
Des liebe scheene Kerchweihfest
Unn denke all der Leute jetzt,
Die Land und Flecke tun verwalte
Unn deene will e Red ich hiermet halte.

Der erste Mann - für Volk und Reich Vermittler
Deß gebt Ihr zu, deß iß de Hitler!
Wann der nit wär, wär heut kaa Kerb,
Dann wern die Zeite schlecht und arm und merb.
Wann heute Ruh und Ordnung werrer herscht
Und wann mer aach nun hunn kaan Ferscht,
De Hitler, der tut alles neu gestalte,
Und do drimm müsse mer aach zu ihm halte.

Woaß morsch und faul im alte Reich,
Deß war beseitigt met aam Streich.
De Weg zum Ziel woor hoart und steinig,
Doch der Erfolg: Heut sinn mer einigt
Nachdem de Hitler mir uns hunn erkoorn,
Iß Deutschland grad wie neu geboorn.
Jetzt Aage uff unn nor nit mucke,
Domet sich unsre Feinde ducke.
Iß aach nit alles jedem recht unn richtig,
Deß Volk is einig, deß is wichtig.
Mir hunns erfaßt, fest stehn mer alleweil
Ich grüß den Führer mit: Sieg Heil ... Vivat.

Jetzt will eich aach dem Mann gedenke,
Der unser Walsdorf tut gut lenke.
Der Beergermaaster hilft de Ort erneuern,
Doch schoon er uns met neue Steuern.
Was nötig iß, deß tun mer werklich geewe,

Der Beergermaaster, der soll lewe ... Vivat.
Jetzt ruf ich - herzlich sei ihm wohl –
Hoch leb Gemeinderechner Hohl.
Deß Geld tust Du dem Ort verwalte.
Drum bleib aach Du uns noch lang erhalte ... Vivat.

Un fier des Wohl vunn unsre Seele,
Tut uns de richt'ge Mann nit fehle.
Dem Parrer sei hier Lob unn Preis,
Er werd verehrt in unserm Kreis.
Gott schenk ihm Glück unn langes Leewe,
Er iß de Weinstock, wir die Reewe ... Vivat.

Die Lehrer, die die Kinnern lehrn,
Die loase weiter wir gewähr'n.
Die lehrn die Kinner gut und richtig,
Deß iß die Hauptsach, deß iß wichtig.
Deß sei den Lehrern ihr Panier,
Unn fier die Kinner sorge wir ... Vivat.

De Kerche- unn Gemeinderat,
Der sei bedankt fier manche Tat,
De Förschter, Feldschitz und de Küster,
Erfülle ihre Pflicht, deß wißter ... Vivat.

De Postagent, die Polizei su stramm,
De Spritzemaaster unn die Amm -
Die Leut erfülle ihre Pflicht,
Unn deß bleibt heut vergesse nicht. Vivat.

Doch heert mer öfters iwwer Mädcher klage,
Daß sie de Kopp su huch deern trage,
Enn Bauer will en manchmal nit geniege,
Se wolle oft en Angestellte kriege. Vivat.

Nun grüß ich noch die Kerwegäst,
Die hergekumme sinn offs Fest.
Seid froh und lacht, tutst nit bedauern,
Und fiehlt Euch wohl bei deutschen Bauern.
Vom Bauern, der das Land bestellt,
Do lebt halt doch die ganze Welt.
Drum Heil und Sieg dem Bauernstand.
Der iß de Sege fier's ganze Land. Vivat."

G.B./H.L.

 

31 JAHRE LEHRER IN WALSDORF

Im Zusammenhang mit dem Schulbau vor 160 Jahren war öfter die Rede vom damaligen Schullehrer Johann Philipp Kolb. Da dieser der Stammvater der heute noch in Walsdorf lebenden Familie Kolb ist, hielt ich es der Mühe wert, alles zusammenzutragen, was über ihn und seine Familie bzw. seine Nachkommen in Erfahrung zu bringen war.
Johann Philipp Kolb war am 24. Februar 1762 in Görsroth als Sohn des Lehrers Johann Ludwig Kolb geboren. In den Jahren 1781 und 1782 besuchte er das Lehrerseminar in Idstein. Dort erhielt er nach seinen Angaben Unterricht im Singen, Spielen, Rechnen, Schreiben, Christentum und Landwirtschaft. "Zur Baumzucht hatten wir damals noch keine Anweisung; aber ich habe dieselbe doch noch nachher erlernt, habe auch gegenwärtig eine kleine Baumschule in meinem Gärtchen angelegt," schreibt er in einem "Dienst-Etat" vom 2. Februar 1816.
1783 erhielt er seine erste Anstellung in Dorfweil. Auf dieser Schulstelle war er 17 Jahre, bis er nach Walsdorf versetzt wurde. Als Besoldung erhielt er in Dorfweil jährlich 100 Gulden. Da er im November 1786 die Tochter des Forstjägers Johann Bernhard Fabricius von Brombach geheiratet hatte und dem Ehepaar zwischen 1787 und 1799 in Dorfweil 6 Kinder geboren worden waren, hatte er "bey dieser geringen Besoldung ... viel mit Nahrungssorgen zu kämpfen gehabt."
Im September 1800 wurde ihm die Schulstelle in Walsdorf übertragen. Die Walsdorfer hatten zwar gewünscht, daß der Schulcandidat Philipp Christian Thiel, Sohn des Strumpfwebermeisters Johann Conrad Thiel von Walsdorf und Enkel des im Jahre 1800 nach 43jähriger Tätigkeit in Walsdorf verstorbenen Lehrers Georg Philipp Dhaum, die hiesige Stelle bekommen sollte und auch ein entsprechendes Gesuch an die Behörde gerichtet. Dies wurde aber abgelehnt.
Die Schulstelle in Walsdorf war besser dotiert als die in Dorfweil. Bis zum Jahre 1817 bestand die Besoldung hier aus Naturalien, Schulgeld und Nutzung des Schullandes. (Siehe Bürgerbrief Nr. 31, S9f.) Nach der Neuregelung erhielt der Lehrer 300 Gulden und 4 Kreuzer, die sich wie folgt zusammensetzten:
Aus der Gemeindekasse 212 Gulden
Freie Wohnung 20 Gulden
Benutzung des Schulgutes 15 Gulden
Aus dem Kirchenfond 3 Gulden, 4 Kreuzer
Als Organist 30 Gulden
Als Glöckner 20 Gulden
Nach 31 Dienstjahren in Walsdorf, die seine Arbeitskraft in hohem Maße in Anspruch genommen hatten, wurde er zum 1.6.1831 pensioniert. Bis zum Jahre 1826 hatte er alleine
über einhundert Schüler zu unterrichten, den Organisten- und Glöcknerdienst wahrzunehmen und auch seine Landwirtschaft zu versorgen. Als Ruhegehalt wurden ihm 150 Gulden bewilligt. Es war ihm aber nicht vergönnt, den Ruhestand lange zu genießen, denn er starb schon am 11. September des gleichen Jahres.
Lehrer Kolb tritt uns in den erhaltenen Dokumenten als eine Person gegenüber, die sich ein Leben lang um die Sicherung der Lebensgrundlage für seine Familie mühen mußte. Mehrfach und mit wechselndem Erfolg war er bemüht, materielle Nachteile abzuwehren. Im Zusammenhang mit dem Schulneubau erreicht er nach einer längeren Auseinandersetzung mit der Gemeinde und dem Amt Idstein, daß als Wirtschaftsgebäude nicht nur Stallungen, sondern auch eine Scheune gebaut wurde. (Vergl. Bürgerbrief N. 31 und 33.)
Weniger Erfolg hatte er mit seinen Eingaben an die Herzoglich-Nassauische-Landesregierung, ihm nach der Besoldungsumstellung, bei der die hiesige Schule "nichts gewonnen, vielmehr durch die Abnahme der Besoldungsfrüchte und durch den Anschlag der Schulwohnung in Geld, auch noch durch andere Gegenstände Verlust erlitten hat, auch insbesonderst das Besoldungsholz entzogen worden ist, ... doch etwas festgesetztes an Brandholz aus dem Gemeindewald zu bewilligen". Brandholz konnte nach der Entscheidung der Herzoglichen Landesregierung aber nicht bewilligt werden, "weil alle Holzbesoldungen eingezogen worden sind".
Auch eine Besoldungszulage wurde ihm trotz der Befürwortung durch den Schulinspektor nicht bewilligt. Die Gemeinde wehrte sich gegen eine Besoldungserhöhung. Weitere Ausgaben könnten, berichtet der Schultheiß, nur bestritten werden, wenn "zu deren Deckung zur Erhebung von Gemeinds-Simplo (d.h. Steuern) geschritten" würde. Im übrigen meint er, die hiesige Besoldung sei so gut, "daß ein Lehrer hinlänglich davon leben kann. Weshalb sich viele Schullehrer zur hiesigen Schule Glück wünschen werden, wenn der hiesige Herr Schullehrer Kolb seine Stelle vertauschen wollte", was im Klartext heißt, wenn ihm sein Gehalt nicht hoch genug ist, kann er ja gehen.
Über seine Tätigkeit als Lehrer habe ich drei Urteile gefunden. Der Schulinspektor, Pfarrer Herrmann von Esch, schreibt am 21.9.1819: "Der Supplikant (Bittsteller) führt ein mühevolles Schulamt mit mehr als 100 Kindern mit rühmlicher Anstrengung zum Vorteile der ihm vertrauten Jugend und zur Zufriedenheit der Ortseinwohner ..."
In den beiden anderen Stellungnahmen wird deutlich zum Ausdruck gebracht, daß Lehrer Kolb seines Alters wegen die neuen Bestrebungen im Sinne Pestalozzis seit dem Schulgesetz 1817 für sich nicht mehr nachvollziehen konnte. So schreibt Pfarrer Herrmann am 27. Juni 1821: "Der Schullehrer Kolb zu Walsdorf -, wenn auch wegen seines Alters zur Anwendung der neuen Lehrmethode nicht ganz geeignet, wirkt doch nach Kräften nützlich ... , und die Herzogliche Landesregierung verfügt im Zusammenhang mit der Anstellung eines Lehrgehülfen im Jahre 1826, "daß der Gehülfe diejenigen Lehrgegenstände in beyden Classen übernehmen soll, denen der ältere Lehrer Kolb weniger gewachsen ist, ... um der neuen Lehrmethode in Walsdorf Eingang zu verschaffen."
In Kolbs Amtszeit fallen drei Ereignisse, an denen neben der ganzen Gemeinde auch die Schulkinder mit ihrem Lehrer teilnahmen und die die Zeitgenossen für so wichtig hielten, daß im Kirchenbuch und in den Pfarr- und Schulchroniken ausführlich darüber berichtet wird. Es handelt sich um die Feier zur 300. Wiederkehr von Luthers Thesenanschlag an die Schloßkirche zu Wittenberg am 31. Oktober 1517, um die Grundsteinlegung für die neue Schule am 9. Juli 1824 und um ihre Einweihung am Kirchweihfest (26. Oktober) 1825. Die Schulkinder beteiligten sich in festlicher Kleidung an den Festzügen vom Rathaus zur Kirche (1817) bzw. von der alten Schule zur neuen (1825) und umrahmten die Feiern der Grundsteinlegung der Schule und zu ihrer Einweihung mit Gesang unter der Leitung ihres Lehrers. (Vergl. Bürgerbrief Nr. 26 S.3 und 1200 Jahre Walsdorf S.66 ff.)
Zwei Söhne Kolbs waren wieder Lehrer geworden. Der jüngere von beiden war 1816 in Griesheim bei Höchst angestellt. Der jüngste Sohn Friedrich Philipp Christian hatte das Sattlerhandwerk erlernt und war in Walsdorf verheiratet. Vom ihm berichtet das Kirchenbuch, daß er am 3. Januar 1874 im Alter von 66 Jahren an den Folgen eines Sturzes in der Neujahrsnacht von der Treppe des Gastwirts Leichtfuß (heute Gasthaus zur Traube) starb. Auch beim ältesten Sohn des Sattlers findet sich ein Eintrag. Der Pfarrer vermerkt: "Er wurde am 19. Juni (1852) unfern von Steinfischbach als Leichnam gefunden und hatte sich wahrscheinlich am 16. des Mittags 1 Uhr (im Alter von 21 Jahren) daselbst erschossen."
Die Kolbs sind jetzt in der 5. Generation in Walsdorf ansässig. In der 2. und 3. Generation waren sie Sattler, später Bauern. Der jetzige Namensträger ist in Walsdorf der letzte   im Mannesstamm.

Quellen:
HStAW 211/6007.229/883;
Schulchronik Walsdorf; Pfarrchronik Walsdorf; Kirchenbücher der ev. Kirchengemeinde W.

Helmuth Leichtfuß

 

 

VOM BÜRGERVEREIN

Folgende Veranstaltungen sind für die nächsten Monate geplant:
21.10, und an jedem 3. Dienstag trifft sich nach längerer Pause wieder der Foto-Arbeitskreis, um die in letzter Zeit gesammelten alten Fotos mit den nötigen Informationen zu versehen und zu katalogisieren. Neue Mitglieder werden noch gesucht. 1. Treffen um 20 Uhr bei Emil Hohl, Idsteiner Str. 15.
25.10. Kerb. Wir wollen einen alten Brauch wieder aufleben lassen und treffen uns zur Vorbereitung am Samstag um 15 Uhr bei Emil Hohl, Idsteiner Str. 15.
26.10. Kerb. Zur Teilnahme am Kerbezug treffen wir uns um 13.30 Uhr. Wer geht mit?
08.11. Jahreshauptversammlung mit Vorstandswahlen. Wir bitten wegen der Wahlen um besonders rege Beteiligung. Auf die trockenen Regularien soll noch ein gemütlicher Teil folgen.
22.11. Essen nach alten Rezepten (Teil 2): Säupeffer
um 19 Uhr in der "Traube". Bitte Voranmeldung in der "Traube" (Tel. 8506), damit wir die richtige Menge planen können.
...und jeden letzten Montag im Monat um 20.15 Uhr Treffen in der "Traube" für alle Vereinsmitglieder.
Mitgliedsbeiträge: Der Kassierer bittet um die Überweisung der letzten noch ausstehenden Beiträge auf das Konto 14 2230 02 bei der Volksbank Idstein (BLZ 510 917 00).

Verantwortlich:
GERHARD BUCK