RUND UM DEN HUTTURM
Bürgerbrief Nr. 21
1. Juni 1983
Inhalt:
Die Furcht vor dem "Joch der Leibeigenschaft"
Erinnerungen aus meiner Schulzeit 1919 - 1927 (2. Teil)
Das Jahr des Kindes ist vorbei...
Herausgegeben vom Bürgerverein Walsdorf e. V.
Viele von uns werden sich
keine Gedanken darüber machen, wohin jeden Donnerstag unser Müll rollt. Aber
vielleicht weiß es bald jeder genauer, falls bei Wörsdorf eine große Mülldeponie
eingerichtet wird. Die Pläne hierzu gehen in die 70er Jahre zurück, als der
Untertaunuskreis ein Gutachten zur Müllbeseitigung erstellen ließ.
Darin wurde Wörsdorf neben Heidenrod-Egenroth und Hohenstein-Breithardt als möglicher
Platz genannt. Vorgesehen wurde das auf der Karte schraffierte Dreieck. Es ist
der Wald südlich der Wörsdorfer Jagdhütte und östlich oberhalb des Färberbachs.
Da dieser Wald an den Walsdorfer Wald angrenzt, ist die dortige Planung auch für
jeden Walsdorfer Spaziergänger von Interesse. Das Gutachten nennt ei ne Kapazität
von 4 Millionen Kubikmetern, die "in absehbarer Zeit nicht auszuschöpfen"
sei.
Nachdem die Gemeindevertretung von Heidenrod im April 1983
bei sich zwei Deponiestandorte abgelehnt hat, gerät nun der Wörsdorfer Wald stärker
in die Diskussion. Strittig ist auch die Frage, auf welche Weise in Zukunft der
Müll beseitigt werden soll.
Auch dieser Artikel ist ein Beitrag zum Thema "625 Jahre Stadtrechte für
Walsdorf", denn in diesem Gebiet wurde 1358 Walsdorf Wald geschenkt, als es
Stadt wurde.
Und noch ein historischer Gedanke: seit der Steinzeit schüttet der Mensch
seinen Abfall in Gruben oder auf Halden. Könnten wir uns heute bei den Unmengen
an Müll, die wir produzieren, nicht modernere Methoden einfallen lassen?
Gerhard Buck
Leibeigenschaft
Die Furcht vor dem "Joch der Leibeigenschaft"
Die Erhebung zur Stadt brachte Walsdorf vor 625 Jahren eine
Befestigungsanlage, durch die sich unser Ort äußerlich bis heute von den
umliegenden Städten und Dörfern unterscheidet. Aber auch im Inneren, im
politischen und persönlichen Leben in Walsdorf änderte sich einiges ganz
entscheidend.
Anstelle des Wortes "Stadt" bürgerte sich bald die Bezeichnung
"Freiflecken" ein. Walsdorf, Idstein und Heftrich waren lange Zeit die
einzigen Freiflecken in der Grafschaft Idstein. Welche Art von Freiheit gemeint
war, geht aus einem Bericht der Idsteiner Amtleute von 1678 hervor.
"Es sind in dieser Herrschaft 6 Freiflecken als Walsdorf, Wallrabenstein,
Heftrich, Neuhof, Adolfseck und Eisighofen, deren Freiheit darin besteht, daß
sie mit Leibeigenschaft der Herrschaft nicht zugetan, und frohn- und dienstfrei
sind. übrigens werden dieselbe den anderen Orten allerdings gleich
gehalten." (1) Freiheit war also die Befreiung von Leibeigenschaft und
verschiedenen Hand- und Spanndiensten für den Grafen. Der Inhalt des ersten
Kennzeichens soll hier etwas genauer dargestellt werden.
Das gewichtige Wort Leibeigenschaft wurde in der Grafschaft Idstein benutzt, um
die fehlende Bewegungsfreiheit der Untertanen zu bezeichnen. Nur nach Erlangung
einer besonderen gräflichen Genehmigung war es möglich, das Heimatdorf zu
verlassen. Dabei spielte es keine Rolle, ob man in der kleinen Grafschaft blieb
oder in das überall sehr nahe Ausland zog. Vor allem bei Heiraten machte sich
die fehlende Freizügigkeit unangenehm bemerkbar.
Für einen Walsdorfer bestand jederzeit die Möglichkeit, dem Walsdorfer Gericht
mitzuteilen, daß er fortzuziehen wünsche. Zur Illustration möge der erste
Bericht zu diesem Thema dienen, der 1616 von einem Notar aufgezeichnet wurde.
Ebert Laukert aus Camberg beschwor, er "sei 60 Jahre alt, habe sich (als
der hier in Walsdorf erzogen, geboren und mit Weib und Kind 7 Jahr gewohnt) vor
ungefähr 23 Jahren allhier von Walsdorf und nach Camberg häuslich begeben, und
zu seinem Abzug und Ledigmachung der Gemeinde allhier 5 Gulden gegeben, die
Herrschaft zu Idstein aber habe von ihm nichts gefordert noch begehrt, sintemal
es auch zur selben Zeit nicht bräuchlich gewesen."(2)
Für einen Umzug hatte also ein freier Bürger mit Frau und Kind nur 5 Gulden in
die Walsdorfer Kasse zu zahlen. Diesen Betrag konnte sich E. Laukert z.B. mit
acht Botengängen zum Kloster Affolderbach bei Miehlen, welches zum Kloster
Walsdorf gehörte, verdienen. Auch später, als der Geldwert ein anderer war, mußten
5 Gulden bezahlt werden.
Die zitierte Notariatsurkunde war notwendig geworden, weil einige Walsdorfer
nicht auf dieses besondere Recht geachtet und dem Grafen zu Idstein Geld zum
Freikauf gezahlt hatten. Jahrelang schickten nun die Walsdorfer einen Bittbrief
nach dem anderen ab, um den alten Zustand wiederherzustellen. Sie fürchteten,
daß wegen der Unwissenheit oder Nachlässigkeit einiger weniger der ganze
Flecken "leichtlichen in das Joch der Leibeigenschaft gebracht werden"
könne. (3)
Der Graf stellte sich lange taub, da er so am Fortzug verdiente und weiterhin
Einnahmen von den Fortgezogenen hatte. Sie mußten jährlich ein Huhn liefern
("Leibhuhn") und Steuern zahlen ("Leibbed"). Im Todesfall
waren sie einer besonderen Erbschaftssteuer unterworfen ("Besthaupt").
Graf Ludwig II. hatte wohl eine schwache Minute, als er schließlich nachgab. Während
einer Kur am Sauerbrunnen zu Adolfeck 1620 hatten ihm die Walsdorfer mehrfach
geschrieben und dem Herrn Oberamtmann, dem höchsten Beamten der Grafschaft
Idstein, für die Übermittlung der Briefe 6 Gulden "verehrt". Der
Amtsschreiber erhielt 3 Gulden. Für den nicht überlieferten, aber doch wohl günstigen
Bescheid "verehrten" sie dem Grafen 18 3/4 Gulden und 88 Pfund
Schafswolle im Werte von rund 12 Gulden. (4)
Die Freiheit mußte also teuer erkauft werden. Groß wird daher die Freude
gewesen sein, als 1630 der neue Freiheitsbrief des nächsten Grafen nicht nur
die jahrhundertealten Formeln enthielt, die jeder neue Graf dem Freiflecken bestätigte.
Neu wurde der Satz aufgenommen, daß "Wir ... die Befreiung also erläutern,
erklären und ver- mehren, daß denen, so sich aus unserem Flecken Walsdorf
anderst wohin aus unsern Grafe- und Herrschaften häuslich niederlassen, ihrer
Leibeigenschaft halben keinen Abtrag gegen uns, unsern Erbnehmern und Nachkömmlingen
zu tun, sondern Aus- und Einzugs halben sich bei der Bürgerschaft daselbsten
nunmehr abfindig machen sollen." (5)
Außer einer größeren persönlichen Freiheit war damit in einem wichtigen
Punkt auch eine Art Gemeindeselbstverwaltung definiert: über Wegzug und Zuzug
von Bürgern entschieden die Walsdorfer selber, während in fast allen anderen
orten darüber die gräfliche Regierung befand. Höchstwahrscheinlich wurde ein
seit dem 14. Jahrhundert bestehender Brauch damit ausdrücklich in die
Freiheitsurkunde übernommen. Bei anderen Konflikten kann man nämlich
feststellen, daß der Graf sich gewöhnlich mit seinen Ansichten durchsetzte.
Falls jemand von auswärts zuziehen wollte, gestattete ihm das das Walsdorfer
Gericht gegen eine Zahlung von 20 Gulden, die oft in kleinen Raten gezahlt
wurden. Sehr häufig war eine Heirat der Grund dafür. Ein Mann war damit jedoch
noch nicht gleich Bürger, sondern dazu war ein besonderer Akt wie bei jedem
geborenen Walsdorfer fällig. Im 17. Jahrhundert, wo die schriftliche Überlieferung
hierzu einsetzt, bezahlten die "jungen Bürger" etwa einen Gulden als
eine Art Einstand; denn dieses Geld wurde gleich für eine Feier benutzt. 1639
wurden dafür Bier, 3 Brote, 2 Käse und Hering gekauft. (6)
Mit der Gründung des Herzogtums Nassau kam auch das Ende dieser
mittelalterlichen Zustände. 1808 wurde die Leibeigenschaft aufgehoben und 1810
die allgemeine Freizügigkeit eingeführt.
Anm.: Die Sprache aller Zitate wurde modernisiert.
(1) Hess. Hauptstaatsarchiv Wiesbaden 133 VIII d 9.
(2) HStAW 133 VIII d 2.
(3) HStAW 133 Walsdorf 58
(4) Gerichtsbuch Walsdorf ab 1601 S. 36v.
(5) HStAW 133/258.
(6) Gerichtsbuch S. 96 v.
Gerhard Buck
Als im Juni 1866 der Krieg zwischen Preußen und Österreich
ausbrach, dienten aus Walsdorf 11 Soldaten und 2 Sergeanten aktiv beim
nassauischen Militär. Es waren dies Christian Baum, Friedrich Baum, Karl
Deusinger, Philipp Herrchen, Wilhelm Lehmann, Philipp Müller, August Roth,
Philipp Rühl, Julius Seyberth, Heinrich Thiel, Philipp Zeiger und die
Sergeanten Philipp Baum und Karl Thiel.
Wie aus der Beschlußvorlage für die Sitzung des Gemeinderates vom 10. Juli
1866 hervorgeht, hatten diese um eine Unterstützung aus der Gemeindekasse für
den Feldzug angesucht. Der Gemeinderat kam zu dem Entschluß, daß jedem
Soldaten "bis auf die zwei Sergeanten" je 5 Gulden bewilligt werden
sollten und daß diese Summe mit Genehmigung des Bezirksrates sofort aus der
Gemeindekasse ausbezahlt werden sollte. Die Gemeindeversammlung sprach sich am
13. Juli 1866 ebenfalls für eine Unterstützung in dieser Höhe aus.
Der Bezirksrat, der seine Genehmigung erteilen sollte - übrigens das erste Mal,
daß ich bei Durchsicht der Jahresrechnungen auf eine solche Bestimmung gestoßen
bin - bestand aus 6 Mitgliedern und war dem herzoglichen Amt zugeordnet. Er
hatte nach dem Gesetz über die Organisation der Zentralbehörden vom 24.7.1854
die Aufgabe, zu den wichtigeren Verwaltungsakten die Genehmigung zu erteilen und
in gewissen streitigen Verwaltungssachen die Entscheidung zu treffen.
(Vergl. M. v. Brauchitsch: Verwaltungsgesetze, Ergänzungsband Hessen-Nassau,
herausg.
v. A. v. Trott zu Solz, Berlin, 1898, S. 548)
Das herzogliche Amt in Idstein legte den Beschluß auch den Mitgliedern des
Amtsbezirksrates "zur gefälligen Begutachtung" vor. 5 Räte, es waren
J. Roth von Niederselters, A. Grimm von Camberg, Heinrich Stricker von Walsdorf,
J. Best von Kröftel und Lindenborn von Idstein, nahmen schriftlich Stellung.
Alle erklärten sich mit dem Beschluß einverstanden; vier Räte plädierten
jedoch dafür, auch den Sergeanten 5 Gulden zu zahlen. Es wäre eine Härte,
schreibt A. Grimm, "diese beiden zu übergehen, denn es sind Bürgersöhne
der Gemeinde Walsdorf, so gut wie die anderen und haben jedenfalls, weil sie arm
sind, einen Einstand gemacht", d.h. einen Antrag gestellt. Lindenborn
meint: "Da jeder Soldat, sey er Gemeiner oder Chargierter im Krieg sein
Blut für sein Vaterland opfert, so betrachte ich diese Unterstützung nicht
sowohl aus Armuths-Rücksichten, sondern vielmehr soll dieselbe eine Liebesgabe
der Gemeindeangehörigen für Erfrischungen in der Campagne seyn, und kann nur
den guten Willen unterstützen"
Alle Soldaten und die Sergeanten erhielten die 5 Gulden Kriegsbeisteuer. Leider
sind nicht alle Quittungen mit Ortsangaben versehen. Fest steht aber, daß die
Soldaten August Roth, Julius Seyberth und Karl Deusinqer mit den nassauischen
Truppen, die zum 8. deutschen Bundeskorps gehörten, vor den Preußen nach Süddeutschland
zurückgewichen waren und Ende August 1866 zusammen mit der nassauischen Brigade
im Raum Günzburg bei Ulm lagen und darauf warteten, daß sie ihre von den Preußen
besetzte Heimat zurückkehren konnten. Ihre Quittungen sind am 28. August in Günzburg
bzw. Ichenhausen ausgestellt. Bis zum 8. September kampierten die Nassauer im
Raum Günzburg. Ein kleines Denkmal an der Straße von Günzburg nach Bubesheim
mit der Aufschrift: "Zur Erinnerung an die treue nassauische Armee von
ihren Freunden in Günzburg" erinnert noch heute an die Abschiedsparade
der Nassauer vor Herzog Adolph, der die Truppe von ihrem
Fahneneid entband. Die mit Preußen abgeschlossene Konvention hatte den Einzug
des nassauischen Militärs in die Landeshauptstadt Wiesbaden mit militärischen
Ehren erwirkt, anschließend wurden die Verbände aufgelöst. Offizieren und
Unteroffizieren wurde der übertritt in preußische Dienste ermöglicht, der
dienstpflichtige Jahrgang sofort übernommen. (Vergl. Katalog zur Ausstellung
Herzogtum Nassau 1806 - 1866, S. 84).
Die beigefügte Kopie der Quittung des Sergeanten Philipp Baum, die am 30.
November 1866 in Wiesbaden ausgestellt ist, läßt den Schluß zu, da8 dieser in
preußische Dienste getreten war.
Offensichtlich war, wie schon die Einholung der Genehmigung des Amtsbezirksrats
vermuten läßt, die Zahlung einer Beisteuer im Kriegsfall an aktiv dienende
Soldaten aus der Gemeindekasse eine umstrittene Sache. Das findet m.E. seine
Bestätigung in dem Randvermerk des königlichen Amtes, wie es sich inzwischen
nannte, vom 19. Oktober 1866 zum Beschlußprotokoll der Gemeindeversammlung.
"Mit Bezugnahme auf Rescript herzoglicher Landesregierung vom 5. Oktober
d.J. wird die fragliche Ausgabe genehmigt, der Gemeinderath mit Bezug auf § 10
der Instruktion vom 31. März 1862 aber vor ähnlichen Ausgaben gewarnt."
Quelle: Urkunden zur Gemeinderechnung Walsdorf 1866, Belege 228-234.
Helmuth Leichtfuß
Die
Geschichte einer Ehe
Von Georg Philipp Hedwig (1827 -1899)
Vorbemerkung: Auf unseren beiden Fotoausstellungen
waren viele Besucher von dem Bild des Küfers Karl Hedwig (1866 - 1934)
beeindruckt, und mancheiner erkannte in ihm seinen Großvater oder Verwandten.
Einer von ihnen, Helmuth Zeiger, besitzt noch das von "Hewwichs
Karls" Vater Georg Philipp 1855 begonnene und von Karl bis 1901 fortgeführte
Geschäftsbuch. Im Anhang berichtet er auch über seine Ehezeit. Wir danken
Helmuth Zeiger und anderen Verwandten für die Erlaubnis, diese Biographie veröffentlichen
zu dürfen. Der Text wurde nicht verändert.
Nach fünfjähriger Bekanntschaft mit Marie Luise Wilhelmine Ochs verlobte ich
mich mit derselben am 4ten Dezember 1854, zum Andenken auf ihren 23ten
Geburtstag. Den 7ten Januar 1855 wurden wir Gedraut, und traten unsern Ehestand
mit Gott an. Mein erster Nachfolger wurde mein Bruder, und nachdem uns unsere
Eltern alle versorgt und vereheligt sahen, war es Ihr beider Wille, daß wir
drei Brüder uns Ihre Güter theilen sollten, den Anfang hirzu machten wir am
5ten Februar 1855. Nach geendigter Theilung that ich meine geerbten Sachen in
das Haus meiner Schwiegermutter, zu welcher ich zuwohnen kam, am 2ten März war
ich vollständig da. und am 4ten suchte mich schon der liebe Gott. ich verviel nämlich
in eine Krankheit bei welcher ich 14 Tage im Bett zubrachte.
Auf traurige Tage folgen fröhliche, so wurde uns schon am 15ten Okt. 1855 ein
Sohn geboren, welchen wir am 21ten taufen ließen mit dem Nahmen Heinrich
August, die Taufzeugen sind folgende August Zeiger. Christian
August Lehmann. Heinrich Gebhard Roth. Elisabetha Hedwig Karoline Heeß.
Den 4ten März 1856 des Abends um 8 Uhr starb mein Vater in einem alter von 67
Jahren und 4 Monathe den 7 ten wurde er begraben.
So erlebte ich manchen traurigen Tag bis zum 14ten September 1857 wo uns der
liebe Gott mit einer Tochter segnete. Dieselbe ließen wir taufen am 27ten Sept.
mit dem Namen Dorothea Henriette Karoline. Die Taufzeugen sind folgende, Eduard
Hedwig, Karl Ochs, Dorothea Pfenning, Henriette Weygand.
1857 den 26ten Januar kaufte ich von Georg Ph. Hirthes das Haus nebst Scheuer
Stall und einer Wies in der Zollgaß für 1655 fl.
Jetzt meine Lieben kommen wir zu einer Stelle welche ich mit weinenden Augen
schreibe 1859 den 3ten April Abends sechs Uhr starb mein lieber Heinrich, nach
dem Er drei Wochen auf dem Krankenbett geschmachtet hatte. Am sechsten wurde er
begraben. In den zwei letzten Wochen vor Weinachten 1859 theilten wir bei
unserer Schwiegermutter, und am Mittwoch zwischen Weinachten und Neujahr als am
27ten Dezember 59 wanderten wir in unser Haus ans unter Thor. Hier lebten wir
zufrieden bei vieler Mühe Arbeit und Sorge, bis zum 18ten Juni 1860 wo wir
wieder mit einer Tochter gesegnet wurden.
Am 8ten Juli wurde Sie getauft mit dem Namen Johannette Henerjette Luise
Wilhelmiene. Die Taufzeugen sind folgende Jakob Ochs, Ludwig Wissig, Johannette
Lehmann, Luise Weigand, und Hennerjette Hirthes. So hatt sich nun in beinah 3
Jahren nichts wichtiges zugethragen in unsrer Famielie bis zum 11ten März 1863
Abends wo meine Schwiegermutter unsre vielgeliebte Großmutter erkrankte, und
unter vielen Kämpfen schon am 18ten März Morgens 4 Uhr starb am 20ten wurde
Sie begraben. Sie war alt 56 Jahr 4 Monat. So wechselt immer Freud und Leid und
Leid auf Freud.
Am 29ten Dezemb 12 Uhr Mittag 1863 bekamen wir wieder einen
Sohn, am 17ten Januar 1864 wurde er getauft mit dem Namen Teodor Heinrich
Ferdinand, die Taufzeugen sind folgende: Heinrich Jekel, Ferdinand Lehmann,
Karoline Hedwig, Sorie Leichtfuß. Kaum war unser lieber Teodor 4 Wochen alt so
wurd seine Mutter tod krank, wier glaubten alle wier müßten Sie hergeben, doch
mit Hilfe Gottes wurde Sie nach vier wöchentlicher harter Krankheit, nach und
nach wieder gesund, Sie verlohr jedoch die Milch und wier mußten unsern lieben
Teodor mit vieler Mühe ohne Muttermilch groß ziehen. Er nahm aber doch so zu
an Kraft und Stärke, daß ihm niemand ansah daß Er der Mutter Brust entbehren
mußte. Das macht uns große Freude, aber diese sollte nicht lange dauern den am
28 Aprill 1865 Abens wurde Er blezlich von einer unheilbahren Krankheit überfallen
die Ihn schon am 2ten Mai Mittags 11 Uhr dahin raffte, unter großer Traurigkeit
ließen wiehr Ihn am 4ten Mai begraben.
1866 den 13 Apriell bekammen wier wieder einen Sohn Morgens 6 Uhr welcher am
6ten Mai getauft wurde mit dem Nahmen Karl August. Die Taufzeugen sind folgende
Christian August Lehmann, Karl Heß Lehrer zu Barig und Selbenhausen, Katharine
Ochs und Johannette Hedwig.
1869 Den 4ten Juli Morgens 1 Uhr wurde uns wieder ein Sohn gebohren, am 18ten
wurde Er getauft mit dem Nahmen Gustav August. Die Taufzeugen sind Eduard Hedwig
August Scheurer, Karoline Lehmann und Louise Ochs.
So vergingen wieder 3 1/2 Jahr ohne daß sich etwas wichtiges zugetragen hat bis
am 18ten Dezember 1872 Morgens 6 Uhr wo meine hochbetagte Mutter starb am 20ten
wurde Sie begraben. Sie war alt 78 Jahr 11 Monat. Aber nun meine Lieben muß ich
euch wieder zu einer traurigen Stelle führen, nämlich unser vielgeliebter
Gustav wurde am 7ten Dezember 1873 ein wenig mit heiserem Hals befallen welches
sich am Abend deselben Tages so verstärkte daß ich um 7 Uhr fort lief nach dem
Tocktor er bekam zum erbrechen hat sich auch gleich gebrochen, aber es half
alles nichts. den 8ten Mittags 1 Uhr starb er schon am 5ten wurde er begraben.
Dieses war der Anfang zu der grösten Trübsal die mich bis hierher betroffen
hat, denn durch den Tod unsers lieben Gustav, fing meine Theure Frau, unsre so
:eis geliebte Mutter an zu kränklen, welches am 21ten Dezember 1873 so Ernst
machte, daß ich noch am selbigen Abend nach dem wier schon den ganzen Tag auf
den Docktor gelauert zu demselben Ich sagte ihm ihr ganzen Befinden, es lief Ihr
nämlich wie ein Feuer durch alle Glieder. Der Arzt verschrieb ihr Arznei zum
einnehmen und kalte umschläge auf den Kopf. Von der Zeit an kam der Arzt alle
zwei Tage es besserte sich aber nicht. Vier Wochen lang habe ich mich nun bei
der Krankheit mit unsrer Wilhelmine herum geschlagen und wollte unsre
Henneriette welche in Wiesbaden in Dienst war nicht beunruhigen länger konnte
ichs aber nicht fertig bringen ich schrieb nun unsrer Hennriette die ganzen Umstände
worauf sie gleich kam. Dieses war nun eine Erleichterung für mich, sie sollte
jedoch nicht lange dauern denn sie war kaum 14 Tage da so wurde sie auch krank
und unser Karl welches bei jedem 14 Tage dauerte.
Karl und Henneriette wurde dem lieben Gott sei es gedankt nun doch wieder
gesund. Auch die liebe Mutter schien auf dem Weg der Besserung zu sein. Dieses
sollte aber nicht lange dauern, denn bis dahin hatte Sie immer Apediet.
Sie konnte immer ein wenig essen, aber auf einmal wurde es ganz anders, der
Apediet nahm ab und dagegen bekam sie Blähungen im Leib, es ging eben nichts
durch, keine Winde selbst der Stuhlgang ging in 9 Tage nicht wo wir sie doch
3mal Glistert hatten und auch Aznei dafür zum Einnehmen bekam. Sie war manchmal
so voll daß sie nicht im Bett liegen konnte. Essen konnte sie gar nichts mehr
denn wenn sie nur einen Mund voll von einem Bredchen und einen Schluck Kaffe
genoß oder auch nur einen Trank Wasser hatte sie unausstehliche Schmerzen. Das
dauerte bis zum 21ten Apriel Mittags 1 Uhr wo sie starb der liebe Gott wolle ihr
und mir und uns alle Gnädig sein. Am 23ten wurde sie begraben. Mein Elend ist
größer als sich eine Menschliche Seele vorstellt.
Ich hatte mich viel zu bekümmern und alles hing an mir, und mußte mir durch
den Kopf gehen, die Mädcher hatten guten Willen waren aber doch noch zu jung um
das ganze Hauswesen zu führen, so wurde ich manchmal über Sachen gefragt worüber
ich gar keine Auskunft geben konnte.
Das waren harte schwere Tage doch auch sie sind vorüber gegangen. Die Mädcher
lernten alle Arbeiten gut, und waren fleißig so so daß sie im verlauf von
einem oder zwei Jahren das ganze Hauswesen zu führen verstanden. Jetzt ging es
wieder ganz gut und ich hatte nicht zu klagen. Die Kinder wuchsen heran und so
kam dann auch die Zeit daß sich unsere Hennerjette verheiratete, und nämlich
mit Friedrich Schüttig von Esch, am 11ten Februar 1883 wurden sie getraut.
Die
Schulzeit
Erinnerungen aus meiner Schulzeit 1919 – 1927 (
2. Teil)
IV. Mein damaliger Freund
Otto Klein und ich hatten eines Tages den Auftrag, für uns einen Gickel (Hahn)
in Limbach bei meinem Onkel abzuholen. Wir machten uns so um 9 Uhr zu Fuß auf
den Weg. Es ging nach Wallrabenstein, durch den Ort und durch den Wald, so daß
wir oberhalb Wallbach raus kamen. Wallbach ließen wir links liegen, überquerten
die Hühnerstraße und erreichten Limbach.
Nachdem wir bei meinem Onkel gegessen hatten, fing er den Hahn. Es war ein sehr
schöner, fast ausgewachsener, gesperberter Hahn. Wir steckten ihn in den
kleinen Rucksack, den wir mitgebracht hatten. Derselbe war aber zu klein,
weshalb wir dem Hahn den Kopf oben herausgucken ließen. Wir zogen den Verschluß
so weit zu, daß wir annahmen, daß ihm die Luft nicht ausging.
Wir machten uns auf den Weg, so wie wir auch hingegangen waren. Als wir
Wallrabenstein hinter uns hatten, kamen uns Bedenken, ob unser Gickel noch leben
würde. Ich nahm den Rucksack ab. Wir öffneten den Zuzugfaden vorsichtig - doch
der Hahn war schneller. Ehe wir es uns versahen, war unser Gickel auf einen Baum
geflogen, und zwar war es ein Wäldchen am Weg zur Rau-Mühle.
Was machen? Alles Locken half nichts! Otto mußte die berühmte Gaunerleiter
machen, damit ich auf den Baum kommen konnte. Als ich fast bei dem Hahn war,
flog das Biest auf den nächsten Baum. Wieder runter zum anderen Baum, wo er
jetzt saß. Auch hier hat er uns genarrt, und so dauerte es über eine Stunde,
bis wir ihn wieder hatten.
Wir steckten ihn wieder in den Rucksack und erreichten wohlbehalten Walsdorf.
V. Nachfolger von unserem
Schütz Ropperkarl war der Feldschütz Baum. Es war im Herbst. Die Äpfel waren
reif und weit begehrter als im letzten Jahr. Da trug es sich zu, daß unser Schütz
seinem Dienst nachging. Plötzlich kam eines seiner Kinder angelaufen und rief
schon von weitem: "Papa, du sollst gleich mal heimkommen. Das Apfelgerüst
ist zusammengebrochen. All die guten Sorten sind bei die anderen gelaufen!"
Leider hatten dies einige andere Leute auch gehört. Pech! Dabei hatte der Schütz
gar keinen Baum.
Ernst Schauß
DAS
JAHR DES KINDES IST VORBEI.
WIR BAUEN WEITER AN DER ZUKUNFT !
(Friedrich Karl Waechter)
Für Walsdorfer Verhältnisse trifft obige Illustration
nicht zu. Doch mit der schönen Jahreszeit, dem Frühling, mehren sich auch in
Walsdorf Unstimmigkeiten. Kinder werden im Spiel auf der Straße unterbrochen
und verjagt. Anlieger fühlen sich durch den Lärm, die die spielenden Kinder
verursachen, gestört. Erwachsene drohen Kindern und teilweise deren Eltern mit
der Polizei. Kinder verfallen so in eine Trotzstellung.
Solange nicht Ausweichmöglichkeiten in ausreichender Form zur Verfügung
stehen, dürfen Kinder auf der Straße spielen.
Auch die Kinder haben einiges zu beachten: Bälle nicht ständig gegen Scheunen-
oder Garagentore zu werfen, zu bedenken, daß Blumen ständigen Kontrakt mit den
Bällen nicht vertragen, daß gewisse Ruhezeiten einzuhalten sind. Wenn Anlieger
den Kindern mitteilen, warum sie sich gestört fühlen, ohne dabei Drohgebärden
einzunehmen, werden sie sehr schnell merken, daß Kinder rücksichtsvoll sein können.
Wenn das nicht hilft, kann man immer noch mit den Eltern Rücksprache nehmen.
Der Kompromiß auf beiden Seiten heißt: gegenseitige Rücksichtnahme. Nur so
kommen wir zu einem Miteinander der Generationen.
Aktueller Arbeitskreis
Von den sechs bisher durchgeführten Grenzbegehungen waren
alle mehr oder weniger verschieden. Entweder folgten sie nur einem Teil der
Walsdorfer Gemarkungsgrenze oder auch historischen Grenzlinien.
Die diesjährige Grenzbegehung am 15. Mai
wurde erstmals in zwei Gruppen unternommen, wobei die "ganz Mutigen"
der gesamten 18 km langen Grenze folgten. Das war bei dem aufgeweichten Zustand
des Bodens und dem hohen Gras eine beachtliche Leistung, die von 21 Marschierern
- darunter 5 Kindern - erbracht wurde.
Dieses "Fähnlein der 7 Aufrechten"
erreichte wegen des schwierigen = schmierigen Geländes den Grillplatz erst
gegen 13 Uhr, sehr zum Kummer des dort ausharrenden Küchenteams, das mit viel
Geschick seine leckere Kartoffelsuppe über eine Stunde lang heiß halten mußte,
ohne sie anbrennen zu lassen.
In kleineren Trüppchen waren zuvor schon diejenigen angekommen, die von Abkürzungsmöglichkeiten
Gebrauch gemacht hatten. Insgesamt haben an diesem Sonntag etwa 45
Beteiligte die Schlammschlacht geschlagen.
Ausblick ins nächste Jahr:
es soll wieder ganz anders werden - viel bequemer auf einer ganz neuen Strecke.
Isolde Buck
Gassenfest 12. Juni 13 - 23 Uhr
Wir hoffen, auch in diesem Jahr vor der alten Schule
bei Speis' und Trank jeder Art,
durch Konzert,
mit Flohmarkt (ab 14 Uhr)
und Kinderspielen (ab 15 Uhr)
die schon bekannte besondere Atmosphäre bieten zu können. Wenn Sie zahlreich
kommen, werden wir wieder genügend Stimmung haben!
Unser Kassierer würde sich sehr freuen, wenn Sie Ihren Jahresbeitrag 1983 von 12,-- DM (falls noch nicht bezahlt) bald auf unser Konto überweisen: Der vereinsinterne gemütliche Abend wird eine Woche früher als geplant stattfinden: Samstag 3. September 1983, ab 19.30 Uhr auf dem Grillplatz. Glaser bitte mitbringen. Eine besonders herzliche Einladung ergeht an die vielen neuen Mitglieder des letzten Jahres!
Verantwortlich: Gerhard Buck, Am Borngraben 24, 627 Walsdorf